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Liebe Kolleginnen und Kollegen
Wir hatten letzte Woche eine 2h Besprechung zusammen mit Markus Tschanz, Tarifspezialist H+. Zusätzlich heute noch eine Veranstaltung, die von der kantonalen VAKA mit Vertretern von H+ (M.Tschanz und K.Engler) durchgeführt wurde.
Tarifstruktur von H+
Grundsätzlich
Eine Abbildung von bisher nicht abrechenbaren Leistungen ist grundsätzlich zu begrüssen. Allerdings ist die vorliegende Struktur kompliziert und wird weiterhin Diskussionen mit den Krankenkassen geben. Zusatzpositionen sind mal in 5 Minuten, dann in 15 Minuten, dann wieder in 30 Minuten angegeben. Vorgeschriebene Minimalbehandlungszeiten (Position 100 und 110) sind vorgeschrieben. Position 100 kann nur abgerechnet werden, wenn 25 Minuten behandelt wurde. Was geschieht bei akuten Beschwerden, die nicht 25 Minuten behandelt werden können etc.? Wo bleibt da die unternehmerische Freiheit? Der heute Patient ist mündig und kann allenfalls die Physiotherapie wechseln, wenn er zu wenig lange behandelt wird.
Positionen
Beim Vergleich der Positionen 100 und 110 mit den heutigen Position 7301 und 7311/12 fällt auf, dass eine Taxpunktreduktion von 2% resp. 8,5% vorgenommen wurde.
Position 400 ist klar eine neue Leistungsposition und untersteht nicht der Kostenneutralität. Die Begründung von H+, wir hätten schon immer Berichte geschrieben, teilweise in einer Behandlungsserie nur 8 Behandlungen gemacht und eine für das Erstellen eines Berichtes abgerechnet ist eine unhaltbare Unterstellung. Daher ist diese Begründung für die Reduktion bei den Positionen 100 und 110 falsch.
In Zukunft wird eine Behandlung bei einer Beeinträchtigung des Nervensystems, Lungenventilationsstörung immer 45 Minuten dauern müssen. Heute kann eine Behandlung, wenn indiziert, auch mal „nur“ 30 Min dauern und trotzdem mit 7311 abgerechnet werden.
Im KSA wurde mit den Tarifspezialisten mit den Daten von 2015 die neue Tarifstruktur berechnet: Mit der von H+ vorgeschlagenen Tarifstruktur fahren wir 3-4% schlechter.
Im Anhang 6 Art4/1 steht: „Die Tarifpartner vereinbaren das Taxpunktvolumen auf nationaler Ebene zu überwachen.“ Es ist anzunehmen, dass das Taxpunktvolumen schon nur auf Grund der Position 400 zunehmen wird. Damit ist weiter zu befürchten, dass die Taxpunkte nach unten korrigiert werden (Monitoring)
Wir Ihr ja alle wisst, sind kantonale Taxpunktwertverhandlungen sehr schwierig und tarifsuisse hat klar signalisiert, dass dort nichts zu machen sei.
Zusammenfassend
Wieso sollen wir eine relativ einfache Tarifstruktur, die zwar klare Mängel aufweist, durch eine komplexe, mit unseren Systemen schwer planbare und mit weniger unternehmerischen Freiheiten versehene Tarifstruktur ersetzen? Der vorliegende Vorschlag von H+ ist definitiv keine Alternative zur heutigen Struktur. Ein Rechtsguthaben von physioswiss geht davon aus, dass neue, bis anhin nicht verrechenbare Leistungen, nicht der Kostenneutralität unterliegen. Dies wurde in dieser Struktur zu wenig berücksichtigt.
Was dann genau in einem vertragslosen Zustand passiert ist „Kristallkugel gucken“. Die schlimmen Szenarien von H+ sind deren Aussagen und mit Vorsicht zu geniessen.
Wir lehnen daher die Tarifstruktur mit allen Zusätzen ab.
Herzlicher Gruss
Lorenz Moser
Kantonsspital Aarau